Forschung

Laufende Projekte

Kommunale Interkulturelle Kompetenzen Stärken (KIKS) (2022–2025)

→ in Koope­ra­tion mit dem Minis­te­rium für Soziales, Gesund­heit und Integra­tion Baden-Württemberg
Das Projekt „Kommu­nale Inter­kul­tu­relle Kompe­tenzen stärken“ (KIKS) ist als ethno-psycho­lo­gisch fundiertes Action-Research-Vorhaben konzi­piert. Es verfolgt das Ziel, parti­zi­pativ eine vertiefte Ausein­an­der­set­zung mit eigenen und fremden (Verwaltungs-)Kulturen zu ermög­li­chen. Im Zentrum stehen Multiplikator:innen und sogenannte High Poten­tials – insbe­son­dere Inspektorenanwärter:innen des Studi­en­gangs Public Manage­ment sowie ausge­wählte Dritt­staats­an­ge­hö­rige. Diese Gruppen nehmen regel­mäßig anjoint learning journeys teil, in deren Rahmen sie sich gemeinsam inter­kul­tu­rellen Lernpro­zessen widmen. Im Anschluss agieren sie als sogenannte „Behörden-Guides“ in Baden-Württem­berg, indem sie bei inter­kul­tu­rellen Konflikten mediieren, niedrig­schwel­lige Erstbe­ra­tungen anbieten und Wege für ein fried­li­ches Zusam­men­leben unter­schied­li­cher Kulturen aufzeigen.

Die metho­di­sche Grund­lage des Projekts bildet die Imple­men­tie­rung einer Serie inter­kul­tu­reller Premium-Dialog­for­mate (joint learning journeys), an denen sowohl internationale/geflüchtete als auch deutsche Teilneh­mende betei­ligt sind. In diesen Formaten wird neues inter­kul­tu­relles Wissen generiert und vertieft. Die quali­ta­tive Methodik orien­tiert sich an der Fokus­grup­pen­ar­beit, verzichtet jedoch auf standar­di­sierte Stimuli oder vorge­ge­bene Kultur­di­men­sionen. Statt­dessen stehen die lebens­welt­li­chen Erfah­rungen der betei­ligten Akteure im Mittelpunkt.

Zwischen 2016 und 2025 nahmen an dem Projekt neben deutschen Studie­renden und Mitar­bei­tenden von Auslän­der­be­hörden auch Personen aus Syrien, Afgha­ni­stan, Iran, der Türkei, Guinea, Brasi­lien, Usbeki­stan, Nordafrika, Tibet, Indone­sien und der Ukraine teil. Eine beglei­tende Studie mit dem Arbeits­titel „Best Practice in the Länd“ zu inter­kul­tu­rellen Erfolgs­mo­dellen erscheint Ende 2025.

Perawat@Jerman: Die Migration indonesischer Pflegekräfte ins deutsche Gesundheitssystem (2023–2026)

→ in Koope­ra­tion mit indone­si­schen Akade­mi­ke­rinnen und Pflege­fach­kräften in Deutsch­land, geför­dert durch die Baden-Württem­berg-Stiftung (BWS+)

Im Jahr 2021 unter­zeich­neten die deutsche Bundes­agentur für Arbeit (BA) und die indone­si­sche Regie­rung (KemenP2MI) eine Vermitt­lungs­ver­ein­ba­rung, die es künftig in Indone­sien ausge­bil­deten Pflege­fach­kräften („perawat“) ermög­licht, im deutschen Gesund­heits­sektor tätig zu werden. Die Teilneh­menden erwerben im Herkunfts­land Deutsch­kennt­nisse bis zum Niveau B1, werden inter­kul­tu­rell auf das Leben und Arbeiten in Deutsch­land vorbe­reitet und können nach einer mögli­chen Rückkehr – entspre­chend dem Konzept des „Triple Win“ – neu erwor­bene Kompe­tenzen und Wissen in ihr Heimat­land trans­fe­rieren. In den vergan­genen Jahren ist die Zahl indone­si­scher Pflege­fach­kräfte in Deutsch­land konti­nu­ier­lich gestiegen, was eine einzig­ar­tige Gelegen­heit bietet, den gesamten Migra­ti­ons­zy­klus – von der Psycho­ge­nese der Ausrei­se­ent­schei­dung über Vorbe­rei­tung, Akkul­tu­ra­tion, Integra­tion, Arbeits­zu­frie­den­heit und inter­kul­tu­relle Konflikte bis hin zu zirku­lärer Migra­tion, Reinte­gra­tion und entwick­lungs­po­li­ti­schen (Neben-)Wirkungen – umfas­send zu erfassen.

Das Projekt PERAWAT@JERMAN (P@J) unter­sucht im Rahmen eines multi­me­tho­di­schen Langzeit­de­signs die Migra­tion indone­si­scher Pflege­kräfte nach Deutsch­land vor dem Hinter­grund der inter­na­tio­nalen Debatte zu „Migra­tion & Entwick­lung“. Ziel des Vorha­bens ist es, die Perspek­tiven der migrie­renden Pflege­kräfte diffe­ren­ziert zu analy­sieren und daraus evidenz­ba­sierte Empfeh­lungen für die Entwick­lung einer fairen und nachhal­tigen Migra­ti­ons­po­litik abzuleiten.

Megathemen im deutsch-indonesischen Vergleich (2022–2025)

→in Koope­ra­tion mit der Univer­sitas Indonesia (UI), geför­dert durch die Baden-Württem­berg-Stiftung (BWS+)

Es gibt zukunfts­re­le­vante Themen, die weltweit von existen­zi­eller Bedeu­tung sind und entspre­chend in Wissen­schaft und Politik intensiv disku­tiert werden. Zu diesen Megatrends/Megathemen zählen unter anderem Klima­wandel, Digita­li­sie­rung, Migra­tion, Urbani­sie­rung, Künst­liche Intel­li­genz, Nachhal­tig­keit sowie die Zukunft von Arbeit und Mobilität (vgl. OECD Strategic Foresight 2035).

Im Rahmen einer Koope­ra­tion zwischen der Hochschule für öffent­liche Verwal­tung und Finanzen Ludwigs­burg (HVF) und der Univer­sitas Indonesia (UI) verfolgt das Projekt „Megathemen im deutsch-indone­si­schen Vergleich“ das Ziel, deutschen und indone­si­schen Studie­renden sowie Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaft­lern eine Platt­form für einen vertieften, kultur- und system­ver­glei­chenden Dialog zu ausge­wählten Megathemen zu bieten. Im Fokus stehen dabei unter anderem Best-Practice-Beispiele wie der European Green Deal, die Smart City Jakarta oder die europäi­sche Regulie­rung von künst­li­cher Intelligenz.

Ein inter­dis­zi­pli­närer Sammel­band, der Beiträge aus mehreren >Joint Learning Journeys und inter­na­tio­nalen Summer Schools zu diesen Themen vereint, befindet sich derzeit in Vorbereitung.

AKTUELLE THEMEN

Human Capacity Develo­p­ment,  Migra­tion Gover­nance, Werte­bil­dung, Zuwan­de­rung & Integra­tion, Cross-Cultural Manage­ment, Perspek­tiv­wechsel, Wirkungs­mo­ni­to­ring, inter­kul­tu­relle Didaktik.

MITARBEIT IN
FORSCHUNGSVERBÜNDEN

ABGESCHLOSSENE PROJEKTE

Human Capacity Development for Migration Governance (2020)

in Koope­ra­tion mit der Deutschen Gesell­schaft für Inter­na­tio­nale Entwick­lung (GIZ)y

Der Global Compact on Refugees (GCR) sowie der Global Compact for Safe, Orderly & Regular Migra­tion (GCM) stellen inter­na­tio­nale Organi­sa­tionen (wie beispiels­weise UNHCR, IOM, Weltbank) und natio­nale Entschei­dungs­träger vor zahlreiche neue Heraus­for­de­rungen. In Koope­ra­tion mit der Deutschen Gesell­schaft für inter­na­tio­nale Zusam­men­ar­beit (GIZ) geht das Forschungs­pro­jekt Human Capacity Develo­p­ment for Migra­tion Gover­nance (HCD4MG) der Frage nach, wie in ausge­wählten Ländern indivi­du­elle und organi­sa­tio­nale Kapazi­täten aufge­baut werden (können), um einen sog. „tripple-win effect“ (für Herkunfts­länder, Aufnah­me­länder und Schutz­su­chende) zu erzielen und damit idealer­weise auch zur Errei­chung der Sustainable Develo­p­ment Goals (SDG) der Vereinten Nationen beizu­tragen. Zentral ist hierbei das Konzept der (multi-level) „Migra­tion Gover­nance“, worunter zumeist Prozesse verstanden werden, bei denen Politik, Wirtschaft, Zivil­ge­sell­schaft, Geflüch­tete, Migranten und andere inter­de­pen­dente Akteure für das Regie­rungs­han­deln invol­viert werden, um kohärente „migra­tion policies“ zu entwi­ckeln ‑ und zu imple­men­tieren. Die Analyse von Trainings-Skripten, die teilneh­mende Beobach­tung in Capacity Develo­p­ment Maßnahmen und die syste­ma­ti­sche Befra­gung von Schlüs­sel­ak­teuren in diesem Kontext zeigt gegen­wärtig, dass vieles repli­ziert wird, was aus der Beratungs­ar­beit mit Minis­te­rien, Ländern und Kommunen längst zur etablierten best practice der deutschen Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit zählt; Innova­tionen (beispiels­weise zum Remit­tances-Manage­ment, ICT4refugees, the-future-of-work) gehen jedoch gerade von Ländern wie Indone­sien, Ecuador, Kosovo und dem Global Forum on Migra­tion and Develo­p­ment (GFMD) aus.

Wertevermittlung in der Bonner Jugendhilfe (2019–2020)

mit Unter­stüt­zung des Jugend­amts; eine Koope­ra­tion von HVF und Bonner Institut für Migra­ti­ons­for­schung & inter­kul­tu­relles Lernen

Knapp 30% der Menschen in Nordrhein-Westfalen haben einen so genannten ”Migra­ti­ons­hin­ter­grund”.
Anfang 2019 lebten in Deutsch­land 41.211 unbeglei­tete minder­jäh­rige Geflüch­tete in jugend­hil­fe­recht­li­cher Zuständigkeit.
Wenn auch ihre absolute Zahl seit Ende 2016 konti­nu­ier­lich abnimmt, so nehmen nach einer Phase der Erstver­sor­gung die sozial­päd­ago­gi­schen, psycho­lo­gi­schen und jugend­hilfe-recht­li­chen Erfah­rungen und Frage­stel­lungen, die sich um „Integra­tion“ und „inter­kul­tu­relle Konflikte“ beim Zusam­men­leben von über 40 Nationen drehen, zu.
Die Ausein­an­der­set­zung mit Werten und Normen inner­halb der deutschen Gesell­schaft als auch mit den kultu­rellen Sicht­weisen von Jugend­li­chen aus verschie­denen Herkunfts­län­dern ist der Ausgangs­punkt dieser Studie; Überle­gungen zur ”Werte­bil­dung” (was tiefsin­niger als die reine ”Vermitt­lung” von Normen und Werten ist) werden parti­zi­pativ mit den Schlüs­sel­ak­teuren der Jugend­hilfe entwi­ckelt und mit der inter­dis­zi­pli­nären Werte­for­schung im deutsch­spra­chigen Raum in Austausch gebracht.

Action Research Projekte

Interkulturelle Perspektivwechsel von Studierenden und Geflüchteten: Schwarzwald (2017, 2018, 2019)

mit Unter­stüt­zung des Deutschen Akade­mi­schen Austausch­dienstes (DAAD) & der Geschäfts­telle für Hochschuldidaktik

Fladen­brot oder Maulta­schen? Die Aushand­lungs­pro­zesse von Studie­renden der Verwal­tungs­wis­sen­schaften und Geflüch­teten aus Syrien und zahlrei­chen anderen Herkunfts­län­dern, die in Deutsch­land bereits A2-Sprach­ni­veau erreichten und gemeinsam in einer Schwarz­wald­hütte in einen vertieften Dialog über Kultur, Integra­tion, Wider­stand, Flucht, De-Chris­tia­ni­sie­rung des Abend­landes, Moder­ni­sie­rung der Islam, Kultur­stan­dards etc. treten, sind angewandte Forschung par excellence.

Lehrmittelentwicklung am Instituto Cathólico para Formação de Professores in Baucau: Osttimor (2002–2005)

mit Unter­stüt­zung der Arbeits­ge­mein­schaft Entwick­lungs­hilfe (AGEH) und Misereor

Ethno­logen neigten längste Zeit dazu, über die Fremden zu forschen, statt mit den Menschen anderer Kulturen in einen Dialog zu treten, der gegen­seitig inspi­riert und Entwick­lungs­pro­zesse anstößt. In Osttimor bot sich nach der Unabhän­gig­keit des Landes die Möglich­keit, zusammen mit jungen lokalen Forschern nicht nur einzig­ar­tiges ethno­gra­phi­sches Material (z.B. über die Sakral­haus-Rekon­struk­tionen der Makassae) zu entde­cken und die postkon­flik­tuösen Prozesse in Asiens least developed country (LCD) zu beobachten, sondern durch den Aufbau eines Lehrer-Ausbil­dungs­in­sti­tuts (ICFP) einen nachhal­tigen Beitrag zur Entwick­lung des Bildungs­wesen dieses Landes zu leisten.

Film-Produktionen zur interkulturellen Kommunikation in Chiang Mai, Thailand (1999)

mit Unter­stüt­zung der Deutschen Stiftung für inter­na­tio­nale Entwicklung

Im VOP-Studio, Chiang Mai, entstanden zahlreiche Filme zu typischen Critical Incidents in der Zusam­men­ar­beit asiati­scher und deutscher Koope­ra­ti­ons­partner. Spätere Filmauf­nahmen zur Inter­kul­tu­rellen Kommu­ni­ka­tion in afrika­ni­schen, orien­ta­li­schen und südame­ri­ka­ni­schen Kontexten folgten in der Deutschen Stiftung für Inter­na­tio­nale Entwicklung.

Mit Schiffen, Bussen & Transsibirischer Eisenbahn vom Rand Südostasiens nach Paris

Umwege erhöhen bekannt­lich die Ortskenntnis. Und wer sein Ziel schnell errei­chen will, sollte – so rät Konfu­zius – langsam gehen. Nach drei Jahren im insularen Südost­asien erfolgte die Wider­an­nä­he­rung an Deutsch­land anno 2005 langsam via Indone­sien, Malaysia, Thailand, Laos, Vietnam, China, Mongolei, Russland, Ost-Europa. Doch der Re-Entry-Shock angesichts der Euro-Einfüh­rung während längerer Abwesen­heit blieb trotzdem nicht aus …