AKTUELLE THEMEN
Human Capacity Development, Migration Governance, Wertebildung, Zuwanderung & Integration, Cross-Cultural Management, Perspektivwechsel, Wirkungsmonitoring, interkulturelle Didaktik.
MITARBEIT IN FORSCHUNGSVERBÜNDEN
→ Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen
→ Netzwerk Fluchtforschung
→ Researchgate
→ Publikationen
ABGESCHLOSSENE PROJEKTE
Dokumentation bedrohter Sprachen in Westpapua (2007–2009)
Postdoc-Studien in Wespapua auf der Insel Yapen und in Manokwari an der UNIPA. Die Insel Papua weist weltweit die meisten Sprachen auf vielen der 250 ethno-linguistischen Gruppen Westpapuas droht der Verlust ihres intangiblen kulturellen Erbes. Mit substantieller Unterstützung der Volkswagenstiftung, und dem Max-Planck Instituts für Psycholinguistik (DOBES), gelang es zusammen mit Forschern der Universitas Papua Negeri und der Universität Münster, ein Center for Endangered Languages Documentation in Manokwari (Indonesien) aufzubauen.
Local Finance Management & Dezentralisierung in Indonesien (2006–2007)
Indonesien ist mit ca. 261 Millionen Einwohnern gemessen an der Bevölkerungszahl das viertgrößte Land der Welt. Seit 1999 wurde die Dezentralisierung des Inselstaates durch eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen vorangetrieben. Die systemischen Veränderungen erfordern zum einen das Monitoring der sozialen, ökonomischen und ökologischen Wirkungen und zum anderen ergibt sich ein immenser Fortbildungs-Bedarf der Akteure (Beamte, Policy-Maker, Städte & Dörfer). Wir arbeiteten vor Ort mit Wissenschaftlern und Dozenten aus sechs Universitäten (Jakarta, Yogyakarta, Malang, Manado, Makassar, Padang) zusammen. Im Zentrum standen Fragen lokalen Finanzmanagements und modernen Capacitybuildings, um landesweit die Human Resources für nachhaltige Dezentralisierung zu qualifizieren.
Psychosoziale Rekonstruktion in Osttimor (2002–2005)
Wie verarbeiten Menschen seelisch ihre Dekonstruktionserfahrungen aus 24 Jahren Gewalt und Widerstand? Was hilft nach jahrelanger Traumatisierung? Welche traditionellen Rekonstruktionsformen werden von modernen Entwicklungshilfeprojekten nicht oder nur ungenügend gewürdigt? Sind Ordensschwestern die besseren Therapeuten?
Drei Jahre Forschung auf der Insel Osttimor und das Erlernen der Lokalsprache Tetum waren erforderlich, um diesen und ähnlichen Fragen nachzugehen.
Die theoretischen Antworten sind auf 560 Seiten der Monographie ”Haus, Handy & Halleluja — Psychosoziale Rekonstruktion in Osttimor” (IKO Verlag, 2007) verdichtet. Insbesondere die Parallelen des Veränderungsmanagements in Entwicklungshilfe und indigener Therapie fanden international Beachtung.
Kulturvergleichende Konflikt- & Emotionsregulation (2000–2001)
Gegen Ende des Millenniums waren im insularen Südostasien zwei Regionen nur sehr schwer zugänglich: Kurz nach dem Rückzug der indonesischen Armee infolge eines UN-Unabhängigkeitsreferendums konnte man Osttimor nur in einem Flieger des World Food Programs erreichen; in die Krisenregionen Papuas kam man nur zu Fuß. Doch der Expeditionsaufwand lohnte sich: Emotions-Ausdrücke haben ein universales Repertoire – aber worüber man sich im Hochland von Papua ärgert oder was einen Timoresen traumatisiert, wird nur in einem kulturellen Kontext verständlich. Man muss hingehen, um die Menschen zu verstehen.
Diagnostik im Trance in Nordindien (1998)
Bei den so genannten Dangaria handelt sich um traditionelle Heilerinnen, die sich willentlich temporär in Trance versetzen und mit Techniken, die Parallelen zu westlichen Psychotherapien aufweisen, den Ratsuchenden bei der Elaborierung ihrer eigenen Lösungspotentiale helfen. Feldforschung zusammen mit Dr. M. Kharkwal, University of Bairellly
Die Akkulturationsdynamik Deutscher Entwicklungshelfer in Nepal (1995)
Ein Kulturwechsel — sei er freiwillig als Entwicklungshelfer oder forciert als IDP — ist stets von kognitiven und emotionalen Prozessen begleitet, die sich auf individueller Ebene, aber auch in Gruppen beobachten lassen. Von der Psychogenese des Ausreiseentschlusses bis zur Akkulturation vor Ort ließen sich deutsche Entwicklungshelfer in Nepal über die Schuler schauen. Spannend war schon der Weg dorthin: Im eigenen Landrover von Köln nach Kathmandu …
Werte im Kulturvergleich (1994–1995)
Mitarbeit in der kulturvergleichenden Werte-Forschung (mit Shalom Schwartz und Klaus Boehnke, 1994);
Visiting Scholar an der Research School for Asian and Pacific Studies (RSPAS) der Australian National University (2005);
Sonstige Kurzzeiterhebungen
Durchführung von Machbarkeitsstudien und entwicklungspolitischen Programmen in Burma (2004), Afghanistan (2005), Kuba (2007), Osttimor (2000–2010), Indonesien (2009–2010), China (2005), Mozambique (2010), Tansania (1998), Kosovo (2019), Ecuador (2020).
Laufende Projekte
Human Capacity Development for Migration Governance (2020)
Der Global Compact on Refugees (GCR) sowie der Global Compact for Safe, Orderly & Regular Migration (GCM) stellen internationale Organisationen (wie beispielsweise UNHCR, IOM, Weltbank) und nationale Entscheidungsträger vor zahlreiche neue Herausforderungen. In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) geht das Forschungsprojekt Human Capacity Development for Migration Governance (HCD4MG) der Frage nach, wie in ausgewählten Ländern individuelle und organisationale Kapazitäten aufgebaut werden (können), um einen sog. „tripple-win effect“ (für Herkunftsländer, Aufnahmeländer und Schutzsuchende) zu erzielen und damit idealerweise auch zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen beizutragen. Zentral ist hierbei das Konzept der (multi-level) „Migration Governance“, worunter zumeist Prozesse verstanden werden, bei denen Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Geflüchtete, Migranten und andere interdependente Akteure für das Regierungshandeln involviert werden, um kohärente „migration policies“ zu entwickeln ‑ und zu implementieren. Die Analyse von Trainings-Skripten, die teilnehmende Beobachtung in Capacity Development Maßnahmen und die systematische Befragung von Schlüsselakteuren in diesem Kontext zeigt gegenwärtig, dass vieles repliziert wird, was aus der Beratungsarbeit mit Ministerien, Ländern und Kommunen längst zur etablierten best practice der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zählt; Innovationen (beispielsweise zum Remittances-Management, ICT4refugees, the-future-of-work) gehen jedoch gerade von Ländern wie Indonesien, Ecuador, Kosovo und dem Global Forum on Migration and Development (GFMD) aus.
Wertevermittlung in der Bonner Jugendhilfe (2019–2020)
Knapp 30% der Menschen in Nordrhein-Westfalen haben einen so genannten ”Migrationshintergrund”.
Anfang 2019 lebten in Deutschland 41.211 unbegleitete minderjährige Geflüchtete in jugendhilferechtlicher Zuständigkeit.
Wenn auch ihre absolute Zahl seit Ende 2016 kontinuierlich abnimmt, so nehmen nach einer Phase der Erstversorgung die sozialpädagogischen, psychologischen und jugendhilfe-rechtlichen Erfahrungen und Fragestellungen, die sich um „Integration“ und „interkulturelle Konflikte“ beim Zusammenleben von über 40 Nationen drehen, zu.
Die Auseinandersetzung mit Werten und Normen innerhalb der deutschen Gesellschaft als auch mit den kulturellen Sichtweisen von Jugendlichen aus verschiedenen Herkunftsländern ist der Ausgangspunkt dieser Studie; Überlegungen zur ”Wertebildung” (was tiefsinniger als die reine ”Vermittlung” von Normen und Werten ist) werden partizipativ mit den Schlüsselakteuren der Jugendhilfe entwickelt und mit der interdisziplinären Werteforschung im deutschsprachigen Raum in Austausch gebracht.
Action Research Projekte
Interkulturelle Perspektivwechsel von Studierenden und Geflüchteten: Schwarzwald (2017, 2018, 2019)
Fladenbrot oder Maultaschen? Die Aushandlungsprozesse von Studierenden der Verwaltungswissenschaften und Geflüchteten aus Syrien und zahlreichen anderen Herkunftsländern, die in Deutschland bereits A2-Sprachniveau erreichten und gemeinsam in einer Schwarzwaldhütte in einen vertieften Dialog über Kultur, Integration, Widerstand, Flucht, De-Christianisierung des Abendlandes, Modernisierung der Islam, Kulturstandards etc. treten, sind angewandte Forschung par excellence.
Lehrmittelentwicklung am Instituto Cathólico para Formação de Professores in Baucau: Osttimor (2002–2005)
Ethnologen neigten längste Zeit dazu, über die Fremden zu forschen, statt mit den Menschen anderer Kulturen in einen Dialog zu treten, der gegenseitig inspiriert und Entwicklungsprozesse anstößt. In Osttimor bot sich nach der Unabhängigkeit des Landes die Möglichkeit, zusammen mit jungen lokalen Forschern nicht nur einzigartiges ethnographisches Material (z.B. über die Sakralhaus-Rekonstruktionen der Makassae) zu entdecken und die postkonfliktuösen Prozesse in Asiens least developed country (LCD) zu beobachten, sondern durch den Aufbau eines Lehrer-Ausbildungsinstituts (ICFP) einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung des Bildungswesen dieses Landes zu leisten.
Film-Produktionen zur interkulturellen Kommunikation in Chiang Mai, Thailand (1999)
Im VOP-Studio, Chiang Mai, entstanden zahlreiche Filme zu typischen Critical Incidents in der Zusammenarbeit asiatischer und deutscher Kooperationspartner. Spätere Filmaufnahmen zur Interkulturellen Kommunikation in afrikanischen, orientalischen und südamerikanischen Kontexten folgten in der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung.
Mit Schiffen, Bussen & Transsibirischer Eisenbahn vom Rand Südostasiens nach Paris
Umwege erhöhen bekanntlich die Ortskenntnis. Und wer sein Ziel schnell erreichen will, sollte – so rät Konfuzius – langsam gehen. Nach drei Jahren im insularen Südostasien erfolgte die Widerannäherung an Deutschland anno 2005 langsam via Indonesien, Malaysia, Thailand, Laos, Vietnam, China, Mongolei, Russland, Ost-Europa. Doch der Re-Entry-Shock angesichts der Euro-Einführung während längerer Abwesenheit blieb trotzdem nicht aus …